Am 21.11.2014 war es nun 3 Jahre her, dass wir unser "Projekt Sternenpark Schwäbische Alb" vorgestellt haben. Wir engagieren uns ehrenamtlich für die Reduzierung von Lichtverschmutzung und für umweltgerechte Beleuchtung. Dabei sind wir mit dem Biosphärengebiet, mit vielen Gemeinden und mit dem Umweltministerium in Kontakt und informieren in unserer Ausstellung, mit Broschüren, Vorträgen und unserer Internetseite. Gleichzeitig bringen wir den Bürgern mit unseren Veranstaltungen die Faszination Astronomie näher. Hier unser ausführlicher Rückblick auf das letzte Jahr. Unser Jahresrückblick-Video gibt es am Ende des Beitrags.
Im November 2013 nahmen wir an der Nacht der Nachthaltigkeit in Tübingen teil. Unsere Ausstellung im Gemeindehaus am Marktplatz wurde von vielen interessierten Bürgern besucht. Der Bürgermeister selbst sollte nach unserer Meinung aber noch mehr für umweltgerechte Außenbeleuchtung sensibilisiert werden, damit Tübingen nicht "blau macht".
Im Dezember 2013 erschien in den Biosphärengebiets-Nachrichten ein Hinweis auf unseren Beleuchtungsratgeber, passend zur dunklen Jahreszeit. Im gleichen Monat haben wir auch die Hinweise für Bauherren herausgegeben, die wichige Grundsätze zur Gestaltung umweltgerechter Außenbeleuchtung geben.
Der Januar begann mit einer großen Seminarveranstaltung bei den Naturschutztagen in Radolfzell, mit vier Vorträgen zu Lichtverschmutzung, der Nacht über der Alb, zu umweltgerechter Beleuchtung und zum Sternenpark-Projekt. Es ergaben sich bei der Veranstaltung viele interessante Kontakte.
Die Schwäbische Alb war ja früher einmal Meeresboden, von daher passte es ganz gut, dass ein Foto unseres Projektmitglieds Till Credner zum Thema "Lichtverschmutzung auf See" auf der NASA-Internetseite zum "Earth Science Picture of the Day" wurde, mit hell erleuchteten Fischerbooten vor der Insel Lastovo. Da es auf der karstigen Alb keine Seen hat, und Fischen mit Licht in Baden-Württemberg verboten ist, haben wir mit so etwas glücklicherweise keine Probleme...
Immer wieder weisen wir darauf hin, dass jeder selbst etwas gegen Lichtverschmutzung tun kann und sich engagieren sollte, gerade auch die Sternwarten und die zahlreichen Hobbyastronomen. Die Rückmeldung blieb aber leider sehr überschaubar. Im Februar 2014 hatten wir mal wieder ein Aufruf für Engagement vor Ort gestartet, denn wenigstens in der eigenen Gemeinde sollte man aktiv werden. Denn die jetzige Zeit der Umrüstung ist eine einzigartige Chance für umweltgerechte Beleuchtung. Andererseits kann dabei auch so viel falsch gemacht werden - und das bleibt dann für die nächsten Jahre so!
Im gleichen Monat kam dann die erfreuliche Meldung, dass das Westhavelland bei Berlin als erster Sternenpark Deutschlands anerkannt wurde! Kurze Zeit später wurde auch der Nationalpark Eifel zum vorläufigen Sternenpark ernannt. Dies macht natürlich auch uns Hoffnung, einmal eine Anerkennung als Dark Sky Park zu erreichen, aber eine solche Antragstellung muss, wie in anderen Regionen, von offizieller Seite gewünscht sein und angestrebt werden, nicht nur von einer privaten Initiative. Da müssen wir noch etwas warten und in der Zwischenzeit weiter die Grundlagen legen. Immerhin haben wir es in diesem Zusammenhang in die Stuttgarter Zeitung geschafft.
Im März erschien unser umfangreicher Artikel im AATiS-Praxisheft, einem für Lehrer und Schüler gedachten Heft für Bildung in mathematischen, informatischen, naturwissenschaftlichen und technischen Bereichen. Damit kann man sich als Schüler übrigens auch gut auf das nächste Referat vorbereiten... In diesem Monat hatten wir auch einen kurzen Auftritt in der Sendung "planet e" im ZDF, dessen Team uns zusammen mit Sabine Frank beim Meteorcamp 2013 besucht hatte.
In dem neu erschienen Buch "Wandern Schwäbische Alb Mitte" von Elke Koch, die auch www.albtips.de betreibt, haben einige Nachtwanderungen und Hinweise zu unserem Sternenpark-Projekt Platz gefunden, neben vielen tollen Wanderungen bei Tag. Es lohnt sich, diese Touren einmal nachzuerleben.
Vom 14.-16.03.2014 fand in Hayingen-Indelhausen wieder das Deep-Sky-Meeting statt, organisiert u.a. von Hans-Jürgen Merk und Matthias Pagano, beide auch beim Sternenpark-Projekt engagiert. Diese Veranstaltung lockt immer viele Hobbyastronomen auf die Schwäbische Alb.
Im April 2014 besuchten wir die Messe Light + Building in Frankfurt, die Weltleitmesse für Licht und Gebäudetechnik. Die Notwendigkeit lichtverschmutzungs- und belastungsarmer Lichttechnik scheint dort noch kaum angekommen zu sein. Leider liegt der Schwerpunkt meist allein darauf, möglichst effizient möglichst viel Licht zu erzeugen - mit wenig Rücksicht auf Mensch und Natur, und schon gar nicht auf den Sternenhimmel. Von einem verantwortungsvollen Umgang mit Licht scheint man leider noch weit entfernt zu sein. Da ist noch viel Sensibilisierung und Überzeugungsarbeit nötig!
Den Landkreisen der Region hatten wir kostenlos unsere Informationsbroschüren für ihre Gemeinden angeboten, damit sie bei der Umrüstung nicht in die falsche Technik investieren. Der Landkreis Reutlingen hatte bereits im Rahmen unseres Umweltpreises 2012 seine Gemeinden informiert, und auch in den Landkreisen Sigmaringen und Ostalb wurde das Angebot gerne angenommen, aber manche Landkreise wie Biberach, Esslingen und Göppingen haben das Informationsangebot leider nicht angenommen. Im Landkreis Heidenheim hielt man unsere Beleuchtungshinweise sogar für Werbung... Dafür hat dann die Heidenheimer Zeitung zum Thema berichtet.
Im Juni 2014 haben wir am bundesweiten Energiewende-Wettbewerb der Sparkassen teilgenommen. Mit der fleißigen Abstimmung unserer Unterstützer für unser Plakatmotiv und die "Initiative Licht gestalten" hatten wir es ins Finale geschafft und haben bei der Juryentscheidung im Juli den 3. Platz erreicht. So konnten wir hoffentlich weiter für umweltgerechte Beleuchtung sensibilisieren. Neben dem Preisgeld habe wir ein Fahrrad erhalten, bis zum 01.03.2015 entleihbar beim Naturschutzzentrum Schopfloch.
Im Juli veranstalteten wir zusammen mit dem VDIni-Club Tübingen-Reutlingen (Verein Deutscher Ingenieure e.V.) und dem BUND RV Neckar-Alb einen Teleskopbau-Nachmittag, im Rahmen der Reihe "Technik für Naturerfahrung". Dabei bauten die Kinder mit ihren Eltern ein einfaches Teleskop, mit Hilfe eines Bausatzes.
Nach einer privaten Sternführung beim Hofgut Hopfenburg in Münsingen haben wir im August eine Vortrags- und Sternenführungs-Veranstaltung für ein Zeltlager bei St. Johann-Würtingen durchgeführt. Die Schüler waren sehr interessiert und beobachteten an den großen Teleskopen den Nachthimmel. Gleichzeitig konnten sie sehen, wie ungünstige Sportplatz-Beleuchtung die Beobachtungen maßgeblich beeinträchtigt. Wenige Tage später veranstalteten wir dann eine Vollmond-Wanderung am Schönberg-Turm bei Pfullingen. Dabei konnten wir auch unserem Astronauten Alexander Gerst winken, der in der Raumstation ISS über den Nachthimmel zog, zusammen mit dem ATV-Raumtransporter.
Im August freuten wir uns dann über die Anerkennung des Biosphärenreservats Rhön als Sternenpark. Von Sabine Frank initiiert und vom Biosphärenreservat aufgegriffen, hat sich die Region für den Schutz der Nacht eingesetzt und wurde von der International Dark Sky Association IDA als Sternenpark anerkannt. Leider lief dies nicht ganz konfliktfrei ab, da ein einzelner Bürgermeister mit nicht nachvollziehbarer Argumentation gegen das Projekt arbeitet. Auf der Schwäbischen Alb wird das Thema "Umweltgerechte Beleuchtung" zwar auch von manchen Bürgermeistern ignoriert und sie gehen in keiner Weise auf unsere Hinweise ein, aber diese Gemeinden lernen hoffentlich noch dazu.
Im September nahmen wir wieder an der Astronomiemesse AME in Villingen-Schwenningen teil. Unser Stand war dort wieder gut besucht. Kein Wunder, sind wir doch die einzige Initiative, die sich dort wahrnehmbar für die Vermeidung von Lichtverschmutzung einsetzt. Immer größere Optiken und Filter oder das Ausweichen mit Astro-Reisen in ferne Länder löst das Lichtverschmutzungsproblem bei uns vor Ort nicht! Hoffentlich haben sich auch einige Besucher im Anschluss an die Messe in ihren Gemeinden für umweltgerechte Beleuchtung eingesetzt. Zu Gast bei uns am Stand war die Kommunikationsdesignerin Bettina Schlichter, die dort ihre Bachelorthesis PRIMA NOX vorstellte.
Am 28.09.2014 wurde unsere große Sonderausstellung im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb eröffnet, mit einem Vortrag des Astrophysikers Dr. Günther Wuchterl. Mit ca. 60 Teilnehmern war die Veranstaltung sehr gut besucht. Till Credner und Matthias Engel führten anschließend durch die Ausstellung. Auch Carsten Przygoda war wieder maßgeblich daran beteiligt, sonst Gestalter unserer beliebten Sternenpark-Internetseite. Die bis zum 01.03.2015 laufende Ausstellung kommt nach Angaben des Naturschutzzentrums bei den Besuchern sehr gut an und wird durch zahlreiche Begleitveranstaltungen ergänzt. Dort ist auch das Licht-Ungeheuer zu sehen.
In den Ballungszentren sieht man immer wieder sehr unüberlegten und wenig verantwortungsvollen Umgang mit Licht. Rund um Stuttgart erlebt man da so einiges, manches glücklicherweise nur temporär, aber auch von der Alb sichtbar, manches aber auch neu und dauerhaft installiert. Meist erfahren die zuständigen Behörden erst danach von der Problematik oder gehen nicht entschieden genug dagegen vor. Wir bleiben dran.
Gerade die Blauanteile im Licht sind für Mensch und Natur ungünstig. Da hilft es auf den ersten Blick wenig, dass es 2014 gerade für blaue LEDs den Physik-Nobelpreis gab, aber diese LEDs sind wichtig, um weißliches Licht zu erzeugen. Richtig angewendet, für die Erzeugung von Licht mir geringen Blauanteilen (z.B. warmweiß mit max. 3000 Kelvin), sind sie aber auch für umweltgerechte Beleuchtung preisverdächtig.
Im Oktober und November nahmen wir am Umweltpreis der Stadtwerke Tübingen teil. Wir haben es in die Finalrunde geschafft und konnten bei der Publikumsabstimmung den 6. Platz erreichen, dank der vielen fleißigen Unterstützer unseres Projekts. Im Dezember findet die Preisverleihung in Tübingen statt, auch mit der Vergabe von zusätzlichen Jurypreisen.
Im November besuchte Till Credner vom Sternenpark-Team eine Tagung zum "Schutz der Nacht" in Tutzing. Hier konnte er viele wertvolle Informationen sammeln und Kontakte knüpfen.
In der Schwerpunkt-Ausgabe "Energiewende" der Zeitschrift "Die Gemeinde", herausgegeben vom Gemeindetag Baden-Württemberg, erschien im November unser Artikel "Wie ist eine energiesparende und umweltgerechte Außenbeleuchtung möglich?" Wir hoffen, damit möglichst viele Gemeinden im Land für diese Thematik zu sensibilisieren, rechtzeitig zum Jahr des Lichts 2015.
Wir möchten uns auch dieses Jahr wieder bei all den Unterstützern des Sternenpark-Projekts bedanken! Danken möchten wir auch den Medien, die unsere ehrenamtliche Tätigkeit mit Artikeln in Zeitung, Internet, Radio und TV unterstützt haben.
Lichtverschmutzung und umweltgerechte Beleuchtung sind Themen, die die meisten Bürger nicht sonderlich interessieren und ansprechen. Das Kunstlicht wird hauptsächlich positiv gesehen, und über Beleuchtung macht man sich eher selten Gedanken - Hauptsache es ist hell! Daher bestand bei uns schon länger der Vorschlag, Lichtverschmutzung auch symbolisch als Bedrohung zu zeigen, und diese in einem emotionalen Plakatmotiv darzustellen, als ein "Licht-Ungeheuer".
Mit Bettina Schlichter haben wir eine Kommunikationsdesignerin gefunden, die diesen Vorschlag hervorragend umgesetzt hat. Da sie sich in ihrer Bachelorthesis an der HTWG Konstanz mit dem Schutz der Nacht beschäftigt hat, ist sie auch eng mit dem Thema verbunden.
Im Rahmen der Eröffnung unserer Ausstellung im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb im September wurde die Collage präsentiert und ist nun dort zu sehen. Bilder davon finden Sie unten in unserer Galerie.