Fünf von fünf Nächten beobachtet, das ist mal eine Ausbeute des Meteorcamps, die sich gelohnt hat! Es hat nicht einmal geregnet.
Los ging es zu dritt am Donnerstag, den 8. August. Linus, Antonio und ich sind zum Aufbau des Meteorcamps schon einen Tag früher auf den Zeltplatz Schachen des VCP-Württemberg gereist. Zelte, Tische und Bänke aufbauen, Stromversorgung legen, Küche und Computertechnik im großen Zelt herrichten. Auf dem Turmdach nahm Antonio die AllSkyView-Kamerastation mit einem neuen Raspberry Pi 5 wieder in Betrieb. Für eine neue Kalibration der Helligkeitsüberwachung im Zenit wurden in der ersten Nacht Daten von vier Messgeräten gesammelt. Die Nacht wurde größtenteils klar, kalt mit 10 °C und es konnten bereits helle Perseiden beobachtet, fotografiert und gefilmt werden. Linus nahm einige Nachtpanoramen mit der Drohne auf, um die Lichtquellen der Umgebung zu dokumentieren.
Freitag kamen noch Henri und Marc hinzu, unser Nachwuchs von der Astronomie-AG des Progymnasiums Rosenfeld, zudem weitere ca. 30 angemeldete Übernachtungsgäste des Meteorcamps auf unserer Waschhauswiese. Auch die nächsten Tage waren immer etwa 30 weitere Beobachter über Nacht vor Ort. Der VCP hatte (leider) auf der oberen Wiese eine neue Solarleuchte aufgestellt, welche helles und kalt-weißes Licht in unsere Richtung strahlte. Es hatten sich wohl Besucher von den hinteren Wiesen beklagt, weil Kinder bei Nacht Schwierigkeiten hatten, den Weg zum Waschhaus und wieder zurück zu finden. Mit Genehmigung der Platzleitung rüsteten wir die Leuchte dann aber um. Eine orangene Filterfolie zwischen Glas und Refklektorkörper sorgt nun für einen warmen Farbton und eine angenehmere Helligkeit. Zudem wurde der Bewegungsmelder abgeklebt, so dass die Lampe immer bei der niedrigsten Helligkeit bleibt. Ganz flach stellen konnten wir die Lampe leider nicht ohne weiteres. Als Orientierungspunkt im Gelände ist das so voll ausreichend, auf der oberen Wiese beobachten geht jedoch nicht mehr. Antonio baute das alte LAN-Kabel durch die Bäme ab und montierte stattdessen eine Richtfunkverbindung zwischen kleinem Haus und Turm an der Waschhauswiese. Abends wurde mit vielen Leuten Feuer gemacht und gegrillt. Die zweite Nacht war erneut klar und kühl bei 12 °C. Nun wurde auch mit einigen Teleskopen auf der Wiese beobachtet. Abends war noch der zunehmende Mond zu sehen, danach Saturn und in den Morgenstunden Jupiter und Mars in enger Konjunktion im Sternbild Stier.
Wegen Wärme und Helligkeit im Zelt war der Schlaf leider viel zu kurz. Für Samstag-Abend war ein freier Termin für die Öffentlichkeit angesetzt. Lokalpresse und SWR waren informiert und hatten darüber berichtet. Wir konnten aber nur grob aus den Vorjahren erahnen wie viele Gäste kommen. Die Wettervorhersage war jedenfalls erneut gut. Die Westseite der Wiese wurde mit mehr Bänken, Tischen und zehn Feldbetten bestückt. An den Wegen stellten wir Hinweisschilder zum Meteorcamp auf. Antonio nahm das neue TAS-Gerät in Betrieb, mit dem man kalibrierte Helligkeitsmessungen mit Weiß-Filter automatisiert am ganzen Himmel machen kann. Ab 20 Uhr wurde es voller, es kamen auch einige Gäste aus den Vorjahren. Um 21 Uhr gab es von unserer Seite eine kleine Vorstellung der Astronomie-AG des Progymnasiums Rosenfeld, des Projektes Sternenpark Schwäbische Alb und etwas zum Thema der Perseidenmeteore. Ansonsten konnte jeder frei beobachten, durch diverse Teleskope blicken und uns mit Fachfragen löchern. Der SWR war wieder mit einem Drehteam für die Landesschau BW vor Ort und zudem eine Journalistin für die deutsche Online-Seite von National Geographic. Sehr positiv war die Verwendung von Rotlicht bei den Filmaufnahmen des SWRs. Die Besucher und selbst die interviewten Personen waren damit weniger geblendet. Gesendet wurden diese Filmsequenzen dann in Schwarz-Weiß, was auch die Nacht besser rüber brachte. Überall lagen die Leute auf ihren mitgebrachten Decken oder den Feldbetten herum und bestaunten zahlreiche Sternschnuppen. Die Nacht war mit ca. 20 °C viel wärmer als die vorrausgehenden Nächte. Die meisten Gäste des Öffentlichkeitsabends gingen bereits gegen Mitternacht, einige blieben einfach schlafend bis zum Morgen liegen. Mein Zelt präparierte ich auf der Ostseite mit einer Rettungsdecke, um Licht und Wärme in den Vormittagsstunden für einen längeren Schlaf abzuhalten.
Sonntag gegen zehn Uhr wachte ich auf, SQM-Datenlogger abbauen, Akkus in die Ladegeräte, Fotodaten der Nacht auf Festplatte sichern, Duschen und dann Frühstück mit Kaffee. Erneut kamen Anmeldungen für die nächsten Nächte per E-Mail, die beantwortet werden mussten. Den Nachmittag liefen wir in der Hitze durch den Wald nach Buttenhausen in das Lautertal herunter. Die Lauter bietet eine sehr kühle Erfrischung an ihren Badestellen (maximal hüfttief). Danach noch ein Eis im Ikarus essen und über den alten jüdischen Friedhof wieder zurück auf den Schachen. Die Nacht von Sonntag auf Montag war erneut fast durchgehend klar.
Montag gegen 18 Uhr ist das eigentliche Maximum der Perseidenaktivität vorhergesagt, bei uns also noch unbeoachtbar am Tag. Das Wetter soll jedoch Regenschauer und Gewitter bringen. Und dann kommt auch noch eine Polarlichtwarnung herein. Tagsüber liegt der Kp-Index zeitweise bei 8! Der Tag wird für einen Einkauf und erste Aufrämarbeiten benutzt. Abends wird wieder gegrillt, von Regen keine Spur! Im Süden und Westen bilden sich aber heftige Gewitter und der Wind frischt auf. Ich starte in der Abenddämmerung einen Zeitraffer in Nordrichtung, auf dem dann später auch eindeutig das Polarlicht erkennbar ist. Antonio und ich versuchen mit zwei Filmkameras das Polarlicht und Meteore mal wieder in Stereo aufzunehmen. Nur fünf Kilometer fahre ich auf eine Anhöhe Richtung Westen. Kurz nach 23 Uhr huscht eine Sternschnuppe sichtbar über den Kameramonitor, von Polarlicht ist bei den dichter werdenden Wolken jedoch nichts mehr übrig. Nach einer Stunde Video brechen wir ab, alles bewölkt, windig und Regengefahr. Die Gewitterzellen scheinen jedoch vorbeigezogen zu sein. Viele gingen früh schlafen, jedoch klarte es gegen halb drei noch mal auf. Eine helle Feuerkugel flog durch den Zenit und zeigte auch für das bloße Auge eine lang nachleuchtender Spur, die sich in den Höhenwinden langsam verformte. Das war dann noch mal ein schäner Abschluss des Meteorcamps 2024.
In den nächsten Jahren ist die Terminierung des Meteorcamps schwierig. 2025 fällt der Vollmond genau in die beste Meteorzeit und daher haben wir das Beobachtungslager zwei Wochen später auf den 22. bis 26. August 2025 gelegt, auch wenn es dann kaum Perseiden zu sehen gibt. Im Jahr 2026 ist zwar perfekt Neumond, aber auch eine Sonnenfinsternis. Daher gibt es den Plan nach Spanien zu fahren, um in der Totalitätszone zu beobachten, vielleicht ja auch Meteore ;^).