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Freitag Abend, den 8. August 2014, trafen wir uns am Parkplatz Ruoffseck zwischen Pfullingen und Genkingen. Der Mond war fast voll und bereits über der Schwäbischen Alb aufgegangen. In der Abenddämmerung machten wir den Umweg über den ausgesetzten Felskopf des Wackersteins, um noch den Sonnenuntergang zu bewundern. Wir kamen gerade rechtzeitig, als die Sonne hinter einer Wolkenbank tief im Westen verschwand. Noch ohne Lampe schafften wir den teils steilen Weg bis zur Schönbergwiese. Kaum aus dem Wald getreten, flogen zwei Zwergfledermäuse um unsere Köpfe herum. Als dunkle Schatten flatterten sie vor einem tief dunkelblauen Dämmerungshimmel, teils zum Greifen nah. Ein mitgebrachter Ultraschallsensor machte ihre Laute für uns hörbar.

Über die Wiese ging es dann auf den Schönbergturm, im Volksmund auch die Pfullinger "Onderhos" genannt. Reutlingen, Pfullingen und Eningen waren bereits hell erleuchtet. Hinter diesem Lichtermeer war noch der Dämmerungshimmel vom Sonnenuntergang zu sehen. Gegenüber schien der fast volle Mond durch die Zirrenbewölkung. Etwas Sorge bereitete uns ein Gewitter im Süden, wahrscheinlich über der Donau, aber zum Glück blieb es dort. Matthias Engel vom Sternenpark- Team erläuterte, dass jeder Lichtpunkt, den wir in der Stadt sehen, Licht unnötig nach oben vergeudet. Eine sinnvoll konstruierte Leuchte ist voll abgeschirmt. Solche Leuchten sieht man nicht direkt von oben, stattdessen erkennt man nur die erleuchtete Fläche darunter, d.h. das Licht und die Energie werden auch nur dahin gelenkt, wo es eigentlich hin soll.

Im Anschluss war die Internationale Raumstation (ISS) zu sehen. Sie zog als heller Lichtpunkt vom Westen durch den Zenit bis in den Osten. Als Besonderheit folgte ihr recht knapp ein schwächeres Licht. Dies ist das Zulieferraumschiff ATV-5 der ESA gewesen, welches am 30.7. gestartet ist und am 12.8. an die ISS andocken soll. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst freut sich schon auf die Kässpätzle.

Auf der ausgedehnten Schönbergwiese baute Till Credner das kleine Teleskop auf. So gerade erwischten wir noch einen Blick auf den tief stehenden Planeten Saturn. Seine Ringstruktur war im Teleskop deutlich sichtbar. Der Mond erschien aufgrund der momentanen Erdnähe etwas größer als normal. Er blendete im Teleskop, aber die Krater an der Tag-Nacht-Grenze waren sehr scharf zu erkennen. Knapp am Mondrand leuchtete ein Stern im Sternbild Schütze.

Der Abend war ungewöhnlich warm und trocken. Ein föhnartiger Wind blies über die Alb und keinerlei Tau war auf der Wiese. Der fast einstündige Rückweg war somit schweißtreibender als erwartet. Insbesondere im Wald hält sich die Tageswärme länger als auf der offenen Wiese. Der Vollmond dringt aber nicht genug durch das Blätterdach, um ohne Lampe unterwegs sein zu können. Trotzdem ist es immer wieder erstaunlich, wie viel man auch ohne Kunstlicht in der nächtlichen Natur erkennen kann. Felsformationen am Wegesrand wirken in der Nacht ganz unwirklich und anders als bei Tag.

Pünktlich um Mitternacht erreichten wir den Parkplatz Ruoffseck, erschöpft, aber glücklich aufgrund des erlebnisreichen Abends.

 

Hier einige Impressionen

Fotos soweit nicht anders angegeben von: Till Credner