Vom 25. bis 29.05.2016 fand bei Waldenbuch, südlich von Stuttgart, das Jugendumweltfestival "Aufstand" statt, ein symphatisches Treffen junger Leute mit Workshops, Exkursionen, Diskussionenund Kreativität. Zu dem von der Naturschutzjugend Baden-Württemberg e.V. (NAJU) organisierten Festival werden Referenten eingeladen, z.B. zu Umweltthemen oder gesellschaftskritischen Fragestellungen. Wir vom Projekt Sternenpark Schwäbische Alb waren mit Matthias und Christian dort vertreten, mit einem zweistündigen Workshop zu Lichtverschmutzung und umweltgerechter Beleuchtung.
Bei der Anreise, vorbildlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln und anschließendem Fußmarsch, kamen wir mitten in eines der schweren Unwetter der Region, mit Gewitter, Starkregen, Hagel und Überschwemmung. Bis wir uns zum Jugendzeltplatz auf einer Anhöhe durchgekämpft hatten, war dieser schon wieder einigermaßen trockengelegt. Es ließ sich allerdings nicht mehr ermitteln, ob das Unwetter oder der Regentanz der Teilnehmer zuerst da war... Nachdem sich der Tumult rund um das Unwetter gelegt hatte, die Sonne herauskam und sich die teils schlammig-durchnässten Festivalteilnehmer entspannt auf die Veranstaltungen verteilt hatten, startete unser Workshop in dem glücklicherweise stehengebliebenen bunten Zirkuszelt.
Etwa 20 Teilnehmer informierten sich über die Auswirkungen von Lichtverschmutzung und um Lösungsmöglichkeiten durch umweltgerechte, verantwortungsvolle Beleuchtung. Nach einer Vorstellung der Teilnehmer starteten wir mit der Fragestellung, was man mit künstlicher Beleuchtung verbindet. Interessant war hierbei, dass viele Teilnehmer schon von sich aus dem Übermaß an Kunstlicht kritisch gegenüber standen, anders als die wenig reflektierte Bejubelung, die Beleuchtung sonst oftmals erfährt. Gut, kein Wunder auf einem Umweltfestival - wenn auch noch nicht alle von Lichtverschmutzung gehört hatten. Bei der Frage nach der Beobachtung der Sterne hörten wir begeisterte Berichte von prachtvollen Sternenhimmelen, allerdings immer fernab großer Ortschaften. Diese Feststellung war damals auch der Grund, sich mit dem ehrenamtlichen Projekt Sternenpark Schwäbische Alb für eine Reduzierung der Lichtverschmutzung einzusetzen.
Mit Fotografien von beleuchteten Ortschaften und erhellten Nachtlandschaften leiteten wir gemeinsam her, welche Probleme durch falsch angewendetes Kunstlicht entstehen. Wir schauten uns an, welch sinnlose Energie- und Geldverschwendung falsch ausgerichtete Beleuchtung verursacht und diskutierten die Auswirkungen des Kunstlichts auf Mensch, Natur und Umwelt. Ein vergleichendes Bild eines Nachthimmels mit und ohne Lichtverschmutzung machte deutlich, welch faszinierender Sternenhimmel uns durch Lichtverschmutzung verloren geht - und somit auch ein Stück Lebensqualität, wie gleich zu Beginn aus dem Publikum bemerkt wurde.
Nach einer kurzen Pause, inzwischen bei prachtvollem Sonnenschein, klarer Luft und satten Farben, ging es weiter mit dem zweiten Teil des Workshops. Schnell war erklärt, wie man richtige Lichtlenkung realisiert (nämlich voll abgeschirmt von oben nach unten), und die Teilnehmer konnten ihr Wissen beim Einordnen verschiedener Straßenlaternen anwenden. Hierbei wurde gleich kompetent über Abschirmungen, Schutzgläser und die Qualität der Beleuchtung diskutiert - so würde man sich das bei mancher Gemeinderatssitzung auch wünschen! Bei umweltgerechter Beleuchtung ist auch die Lichtmenge ein entscheidender Faktor. Es sollte nur soviel Licht eingesetzt werden, wie wirklich nötig. Das gilt natürlich genauso für Schaufenster-, Laden- und Werbebeleuchtung. Bei der Wahl der Lichtfarbe, anschaulich dargestellt an verschiedenen Spektren, sollte Licht mit möglichst geringen Blauanteilen verwendet werden, z.B. warmweißes Licht. Das ist angenehm für uns, schont unsere Gesundheit, hat eine geringe Anlockwirkung auf Insekten und wird weniger stark gestreut. Für eine effiziente Beleuchtung ist nicht nur das Leuchtmittel entscheidend, sondern auch ein sinnvolles Betriebskonzept mit Dimmung, Abschaltungen und Bedarfsschaltung. Auch bei privater Beleuchtung sollte man all diese Aspekte berücksichtigen, was allerdings nicht leicht ist, wenn man sich das geringe Angebot guter Leuchten in den Baumärkten anschaut. Aktiv werden beim Thema Beleuchtung kann jeder, z.B. in der eigenen Gemeinde. Hierfür gibt es beim Sternenpark-Projekt Flyer und Musterbriefe.
Nach diesem eher technischen Teil des Workshops kamen wir zurück zum Sternenhimmel. Unser Sternguckerplatz bei Römerstein-Zainingen bietet sich gut zur Beobachtung des Nachthimmels an. Nördlich des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen gelegen, bietet er noch eine annähernd natürliche Nachtlandschaft. Noch besser lassen sich die Sterne natürlich oberhalb eines Großteils des störenden Wasserdampfs und der streuender Atmosphäre betrachten, von der Stratosphäre aus. Diese Möglichkeit hatte Till vom Sternenpark-Team bei seinem Mitflug mit dem SOFIA-Teleskopflugzeug von NASA und DLR. Begeistert schauten sich die Workshopteilnehmer sein aktuelles Bild dieses von Lichtverschmutzung kaum beeinträchtigen Sternenhimmels an.
Nach dem Workshop gab es Abendessen, hervorragend zubereitet vom "Kochkollektiv Maulwurf". Der Sonnenuntergang dazu wurde leider wieder durch aufziehende Wolken verdeckt, diesmal zum Glück ohne Unwetter. Mit dem Auftritt des Liedermachers Sascha begann das gemütliche Abendprogramm des Umweltfestivals. Von der Wiese oberhalb es Zeltplatzes konnte man sehen, wie nach und nach die Lichter in Waldenbuch und den umgebenden Ortschaften angingen. Bei den dortigen Straßenbeleuchtungen gibt es durchaus noch einiges an Optimierungsbedarf! Inzwischen wurde ein großes Lagerfeuer in der Mitte des Platzes entzündet, um das sich die Teilnehmer versammelten. Wer es etwas lauter und bunter mochte, konnte zu Cello und Elektroklängen von SUPERDIRT² ins Haus gehen. Dabei hatte man denen doch gerade erklärt, dass blaues Licht in den Abendstunden nicht so gut ist... Das Lagerfeuer mit seinem gelben, warmen Licht ist da die deutlich bessere Wahl um diese Zeit. Ab und zu tat sich sogar eine Wolkenlücke auf und Jupiter erschien als heller leuchtender Punkt über dem Jugendumweltfestival.
Vielen Dank an die sehr engagierten Teilnehmer unseres Lichtverschmutzungs-Workshops und für die vielen interessanten Fragen. Vielen Dank an die Organisatoren des Jugendumweltfestivals für diese tolle Veranstaltung!